Politik mit der Sorge: Care-Arbeit zwischen Staat, Markt und Haushalt |
Seminar (MA) – Sommersemester 2017 [Université de Fribourg]
Inhalt: Öffentliche Wohlfahrtsproduktion ist in den fortgeschrittenen demokratisch-kapitalistischen Wohlfahrtstaaten seit geraumer Zeit unter Finanzierungs- und Legitimationsdruck geraten. Über einen jahrzehntelangen Krisendiskurs und die politischen Prozesse einer Ökonomisierung des Sozialen vermittelt, regiert in den wohlahrtsstaatlichen Systemen sozialer Sicherung und Dienstleistungsproduktion ein struktureller Kosten- und Rationalisierungsdruck, verbunden mit Prozessen ihrer schrittweisen Öffnung für privatwirtschaftliche Akteure und Interessen. Zugleich ist eine anhaltende Diskreditierung der Bearbeitung „sozialer Probleme“ durch staatliche Instanzen und öffentliche Träger im Gange, im Zuge derer die Effizienzvorteile marktförmiger Lösungen, die Zuschreibung privater Eigenverantwortlichkeiten und die normative Wertigkeit individueller Selbstbestimmung zunehmend selbstverständlich geworden sind. Im Kurs werden die Prozesse politischer Gewichtsverschiebung zwischen öffentlicher und privater Sicherung zunächst theoretisch-konzeptionell durchdrungen und mit Blick auf das wohlfahrtsstaatliche Care-Regime bzw. die Organisation gesellschaftlicher Sorgearbeit konkretisiert. Auf dieser Grundlage rückt sodann die (vergleichende) Analyse konkreter, nationaler bzw. lokaler Arrangemets der Care-Politik in den Blickpunkt, wobei insbesondere die transnationalen sozialen Verflechtungen im Feld der häuslichen Pflege Gegenstand analytischer Beobachtung und kritischer Diskussion sein sollen.
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Projektion, Verdrängung, Verwerfung: Sozialpsychologie der Gegenwart |
Seminar (MA) – Sommersemester 2017 [mit Paula Villa]
Inhalt: Es gab Zeiten, da war die Soziologie stark sozialpsychologisch geprägt - weite Teile etwa der frühen Kritischen Theorie zeugen davon. Heute hat sich diese Verbindung weitgehend gelöst, dabei schreien die Zeiten geradezu nach ihrer Wiederbelebung. Und zwar im wahrsten Sinne des Wortes: In der zeitdiagnostisch ausgerufenen „Gesellschaft der Angst“ ist es zu einer der Grundfiguren des politischen Diskurses und der alltäglichen Wahrnehmung geowrden, die jeweils anderen als wahlweise fundamentalistisch, sexistisch, unzivilisiert, pervers, krank, hysterisch, populistisch, machtbesessen, realitätsenthoben... zu etikettieren. Dabei wird, mehr oder weniger explizit, das „Wir“, das „Eigene“, das „Selbst“
als positive Kehrseite des (vermeintlich) Anderen ko-konstruiert. In diesem theorieintensiven Seminar wollen wir sozialwissenschaftliche Analysen derartiger Grenzziehungen kritisch nachvollziehen und entlang empirischer Phänomene diskutieren. Es wird dabei um makrosoziologische Formen der Externalisierung ebenso gehen wie um affektive Dimensionen gruppenbezogener Differenzmarkierungen und subjektivierungsrelevante Formen der psychischen Verwerfung.
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Geringfügige Beschäftigung und alltägliche Lebensführung |
Qualitatives Forschungspraktikum (MA) – Wintersemester 2016/17
Inhalt: Im Forschungspraktikum werden eigenständige qualitativ-empirische Untersuchungen zur Bedeutung von geringfügiger Beschäftigung im Kotext alltäglicher Lebensführung durchgeführt. Teilnahmevoraussetzung ist die vorherige Belegeung des Seminars zu fortgeschrittenen qualitativen Methoden („Arbeit als soziologische Schlüsselkategorie?“) im Sommersemester 2016.
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Vorlesung (BA) – Wintersemester 2016/17
Inhalt: Moderne Gesellschaften zeichnen sich durch ihre hochgradig differenzierte Sozialstruktur aus. Zugleich stehen sie seit jeher in einem grundsätzlichen Spannungsverhältnis von normativem Gleichheitsanspruch und faktischer Ungleichheitsproduktion. Die Vorlesung behandelt zum einen die sozialstrukturellen Merkmale der deutschen Gesellschaft im historischen und internationalen Vergleich. Zum anderen befasst sie sich mit den Institutionen und Mechanismen der Ordnung und Strukturierung sozialer Ungleichheiten im nationalen wie globalen Maßstab. Sie versteht sich insofern auch als eine Einführung in die politische Soziologie sozialer Ungleichheit im 21. Jahrhundert.
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Spätkapitalismus, Postdemokratie, Neoliberalismus: Politische Soziologie der Krisendeutungen |
Seminar (BA) – Sommersemester 2016
Inhalt: Krisendiagnosen sind (mal wieder) schwer angesagt. Ihre Attraktivität besteht in der plakativen Deutung aktueller politischer Tendenzen. Genau darin besteht allerdings auch ihr Problem. Häufig werden einmal in der Diskussion etablierte Deutungen gar nicht mehr hinterfragt, sie beginnen ein Eigenleben zu führen und werden als gegeben hingenommen. So ist etwa die unwiderstehliche Allgegenwart
des „Neoliberalismus“ selbstverständlich, der sich ganz offenbar überall durchgesetzt hat und von dem anscheinend alle infiziert sind - außer merkwürdigerweise diejenigen, die jeweils über ihn sprechen. Ebenso ist die „Postdemokratie“ eine wie selbstverständlich kolportierte Deutung, die bei näherem Hinsehen schon weniger überzeugend erscheint. „Post-“, „Neo-“ oder auch „Spät-“ sind typische Vorsilben, die kombiniert mit einem allgemeinen und damit notwendig immer auch vieldeutigen sozialwissenschaftlichen Konzept wie Kapitalismus, Demokratie oder Liberalismus einen neuen, manchmal eben auch fragwürdigen Bedeutungsgehalt ergeben. Wie kommen solche Deutungen zustande? Warum sind sie so wirkungsmächtig? Wie setzen sie sich durch?
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Arbeit als soziologische Schlüsselkategorie? |
Seminar (MA) – Sommersemester 2016
Inhalt: Mitte der 1980er Jahre waren viele Sozialwissenschaftler/innen der Überzeugung, dass die Arbeitsgesellschaft nicht nur in einer Strukturkrise stecke, sondern womöglich gar an ihr historisches Ende gelangt sei. Arbeit, so hieß es damals häufig, sei nicht länger das strukturierende Zentrum des individuellen und gesellschaftlichen Lebens - und daher auch keine Schlüsselkategorie soziologischer Gegenwartsanalyse mehr. Während sich das „Ende der Arbeitsgesellschaft“ empirisch als eine offensichtliche Fehldiagnose erwies, hat die soziale Tatsache der Arbeit in den vergangenen Jahrzehnten als strukturierendes Zentrum soziologischer Analyse in der Tat an Bedeutung verloren. Die Veranstaltung zielt auf eine Wiederbelebung des soziologischen Sinns für die gesellschaftliche Zentralität der Arbeit und nimmt wichtige Tendenzen ihres gegenwärtigen Wandels in den Blick.
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Externalisierungsgesellschaft |
Master-Kurs im Kontextstudium der Universität St. Gallen – Wintersemester 2015/16
Inhalt: Die Veranstaltung beschäftigt sich mit der Diagnose, dass die Funktions- und Legitimationsfähigkeit demokratisch-kapitalistischer Gesellschaften maßgeblich auf der zumindest teilweisen Externalisierung der Risiken und Nebenwirkungen, Kosten und Verwerfungen ihres sozioökonomischen Entwicklungsmodells beruht. Die Konstitution und Reproduktion desselben ist nur zu verstehen im Kontext des globalen Ausbeutungs- und Ausschließungszusammenhangs, innerhalb dessen sich die Entwicklungsdynamik dieser Gesellschaften vollzieht. Die Veranstaltung legt die theoretisch-konzeptionellen Grundlagen für eine entsprechende, historisch-relational operierende Gesellschaftsanalyse und illustriert die Externalisierungsthese anhand von drei gesellschaftlichen Feldanalysen (zu Care Work, Migrationsregimen und Klimabilanzen).
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Übung (MA) – Wintersemester 2015/16
Inhalt: Wir leben in einer Zeit der weitreichenden Transformation des Sozialen: In Wirtschaft und Politik setzt sich ein Menschenbild durch, das von jedem Einzelnen erwartet, sich flexibel und vorsorgend, selbsttätig und eigenverantwortlich zu verhalten. Diese neue politische Ökonomie der Aktivgesellschaft greift zunehmend auch auf bislang davon verschonte Lebenssphären und -phasen über. So ist die politische Porgrammformel des „active ageing“ längst auch zu einem Teil der Regierung des Alters geworden: der Fremd- und Selbstbeschreibung älterer Menschen ebenso wie der materialen und symbolischen Durchdringung ihrer Lebenswelt. Das Seminar thematisiert den historischen Wandel von Altersbildern, Alterspolitiken und Alterspraktiken mit besonderem Fokus auf die jüngere Vergangenheit. Es zielt auch auf die kritische Diskussion empirischer Befunde aus eigener qualitativ-empirischer Forschung.
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Transformations of the Welfare State |
Seminar (MA) – Wintersemester 2015/16 [in englischer Sprache]
Inhalt: The state is one of the „big structures“ (Charles Tilly) characterizing and distinguishing modern societies. The institutions and interventions of the welfare state govern these societies' public life and, at the same time, mold the everyday lives of their „ordinary“ citizens. The welfare state is an active force in structuring social inequality and in ordering social relations. As such, it is not a static structure, but is undergoing permanent - mostly path-dependent - change over time. The seminarf deals with the most recent changes in Western welfare state arrangements, following the competing (but often complementary) conceptualizations developed in comparative research over the last two decades: recommodification and marketization, defamilialisation and remoralization, Europeanization and globalization. The seminar's guiding question will be if all these processes of change, taken together, make up for a substantial transformation of modern „welfare capitalism“ (Gösta Esping-Andersen).
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Das Politische an (und in) der Soziologie |
Seminar (BA/MA) – Wintersemester 2015/16 [mit Armin Nassehi]
Inhalt: Die moderne Gesellschaft konstituiert sich als politische Gesellschaft: Im Bewusstsein ihrer Gestaltbarkeit weiß sie auch um die Entscheidbarkeit des Sozialen - was gesellschaftlich der Fall ist, wäre immer auch anders möglich. Deshalb waren die Selbstbeschreibungen der Gesellschaft - und sind es wohl bis heute - maßgeblich politische Beschreibungen: Es geht um kollektiv bindende oder jedenfalls annehmbare Entscheidungen gesellschaftlicher Gestaltung sowie um deren Legitimation, Kritik und möglicherweise Revision. Welche Rolle kommt in diesem sozialen Geschehen der Soziologie zu? Wie beobachtet sie das Politische der Gesellschaft? Und inwiefern ist sie, als Teil ihres Gegenstands, selbst „politisch“ - aus eigener Entscheidung oder womöglich wider Willen? Das Seminar beschäftigt sich mit diesen Fragen in einer streng dialogischen (manchmal aber vielleicht auch doppelmonologischen) Form konstruktiver Kontroverse.
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Prof. Dr. Stephan Lessenich - Institut für Soziologie - LMU München |