Gesellschaftsdiagnostik und Gesellschaftskritik |
Kolloquium - Sommersemester 2008 Inhalt: Zeitdiagnosen sind riskante Soziologie, Soziologie mit - im Doppelsinne - beschränkter Haftung. "Alles Wesentliche scheint gesagt zu sein, und weitere Variationen desselben Themas müssen sich durch Effekthascherei wie etwa die Erfindung neuer Epochen mit originellen Etiketten hervortun, um überhaupt noch zur Kenntnis genommen zu werden. Das Geschäft der Gegenwartsdiagnose ist um so schwieriger, als es der Beobachter ja hier typischerweise mit emergenten neuen Wirklichkeiten zu tun hat, und in Zeiten beschelunigten Wandels wie der unsrigen, wo grundlegende gesellschaftliche Transformationen sich rasch in neuen sozio-historischen Konfigurationen niederschlagen, riskiert man es, entweder aus Vorsicht den Zeichen der Zeit hinterherzulaufen oder das Handwerk des Soziologen mit dem des Propheten zu verwechseln." (Schultheis) Im Kolloquium sollen aktuelle Beiträge zur Gesellschaftsdiagnose und deren wissenschaftliche wie politische Deutungsrelevanz diskutiert - und dabei soweit als möglich die beiden genannten Gefahren gemieden - werden. Es folgt der Überzeugung, dass eine begrifflich geschärfte Zeitdiagnostik unverzichtbares Instrument einer Sozialwissenschaft ist, die (mit Max Weber gesprochen) nicht bei der "denkenden Ordnung der Tatsachen" stehen bleiben will, sondern die "denkende Umbildung der unmittelbar gegebenen Wirklichkeit" anstrebt. Termin: Mo. 18.00 - 20.00 Uhr Literatur: Hans-Georg Soeffner et al., "Unsichere Zeiten. Herausforderungen gesellschaftlicher Transformationen." Themenpapier zum 34. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Jena, 6. bis 10. Oktober 2008, in: Soziologie 37 (1) 2008, S. 61-67. |
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Prof. Dr. Stephan Lessenich - Institut für Soziologie - LMU München | Home Lehre vorherige Semester Gesellschaftsdiagnostik und Gesellschaftskritik